Bau und Geschichte
Vorgeschichte und Erkundung
Mit dem Bau der Eisenbahn von München nach Garmisch-Partenkirchen kamen die ersten Sommergäste ins Werdenfelser Land. Im Jahre 1900 wies der damalige Vorstand der noch jungen Sektion des Alpenvereins, Bezirksamtmann Voelk, auf die eventuelle Möglichkeit einer Erschließung der Höllentalklamm hin. Die einmalige Naturschönheit des Höllentalangers sollte auf direktem Weg und der Aufstieg auf die Zugspitze verkürzt und besser zugänglich gemacht werden. Als im Jahre 1901 Ing. Zoeppritz den Vorsitz der Sektion übernahm, gewann der Gedanke einer Erschließung an Leben.
Im Oktober und November 1901 begannen die Erkundungen, zuerst im vorderen Teil, der sog. "Maxklamm". Wegen der unüberwindlichen Wasserfälle musste dies aufgegeben werden. Bei den nächsten Versuchen im mittleren Teil, der sog. "Schafgufel" vor der "Eisernen Brücke", welchen man vom Stangensteig durch Abstieg in die Klamm erreichte, erkannte man bald, dass ohne Leitern, Seile und Stangen überhaupt nichts zu machen war. Mit solchen Geräten dann ausgerüstet, stieg Zoeppritz mit Bergführern aus Garmisch und Grainau durch die "Enge Klamm" zur heutigen Bogenbrücke ab. Klammaufwärts konnten nur ca. 130m erforscht werden, ein Weiterkommen war unmöglich. Diese Erkundung wurde erst viel später, während der Bauzeit im Jahr 1903 auf einer Lawine nachgeholt. Alle Beteiligten dieser gefährlichen Vorstöße waren sich darüber einig, dass nur die Haut absolut wasserdicht ist.
Wo das Geld hernehmen?
Als nach erfolgter Erkundung und Vermessung der noch jungfräulichen Klamm die Bauerlaubnis von der Kgl. Regierung kam, ging man an die Beschaffung der notwendigen Geldmittel. Diese Genehmigung war und ist heute noch mit sehr hohen finanziellen Aufwendungen verbunden. Die Sektion bestand damals aus 147 Mitgliedern. Der Jahresumsatz betrug 1.900 Mark und schloss mit einem geringen Fehlbetrag ab.
Einflussreiche, aber umso ängstlichere Mitlieder der Sektion sowie namhafte und erfahrene Techniker aus Österreich und der Schweiz prophezeiten die Undurchführbarkeit dieses Unternehmens. Der Zentralausschuss des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins lehnte zweimal das Gesuch um einen Zuschuss von 5.000 Mark ab. Vorschläge zur Gründung einer GmbH wurden nicht angenommen, weil Zoeppritz die Arbeiten in eigener Hand ausführen wollte. In der ersten außerordentlichen Generalversammlung vom 4. Juli 1902 verfügte die Sektion noch über keine finanziellen Mittel.
Ein Angebot des Kgl. Bayr. 3. Pionier-Bataillons, für die Sprengarbeiten und zum Wegebau des vorderen Teils der Maxklamm (ca. 130 m) ein Kommando von vier Offizieren und 80 Mann auf drei Wochen abzustellen, musste dankend abgelehnt werden. Der Grund dafür war, dass der erste Kostenvoranschlag mit einem Festpreis von 2.600 Mark durch die kgl. Inspektion um 1.180 Mark an Zuschlägen erhöht wurde, und Zoeppritz nach seinen Vorstellungen bauen wollte. Eine erfreuliche Situation erbrachte die 2. außerordentliche Generalversammlung am 12. September 1902. Hier konnte der erste Vorsitzende Zoeppritz die Mitteilung machen, dass ca. 15.000 Mark durch Spenden und Zeichnen von Anteilscheinen mit 3 % Zins gesichert seien. Bereits Ende September wurde beschlossen, sofort mit dem Bau des Wegstückes an der Waxensteinwand unterhalb der heutigen Eingangshütte zu beginnen. Die Frage, Akkord oder Regiebau, wurde von selbst gelöst, da sich überhaupt keiner fand, der die Arbeiten im Akkord ausführen wollte. Jedem fehlte für ein solches Unternehmen die nötige Erfahrung.
Ing. Zoeppritz leitete die Durchführung
So übernahm Ing. Zoeppritz aufopferungsvoll persönlich die Bauleitung mit dem Grainauer Bergführer J. Ostler (Seffeler) und J. Weißenbach als Vorarbeiter, einem erfahrenen Sprengmeister. Die ersten Arbeiten an der Waxensteinwand waren ungeheuer schwierig. Oft mussten hoch oben an der Steilwand Ringeisen eingelassen werden, an welchen die Arbeiter abgeseilt wurden, um unten die ersten Löcher mit der Hand in den Fels zu bohren. Waren dann ein paar Eisenstifte gesetzt und ein Brett darübergelegt, so war die größte Gefahr überwunden. Auf fünf zusammengebundenen langen Leitern musste ins Bachbett abgestiegen, bachaufwärts im Wasser vorangegangen und wieder an der Wand mit Leitern emporgestiegen werden. Fast acht Wochen lang beförderten Arbeiter alles Werkzeug, Sprengstoff usw. Über diesen „Weg“, um am Tunnel 1 von beiden Seiten arbeiten zu können. Das ganze Jahr 1903, von Mai bis 30. November, wurde gearbeitet. Am 28. November ging eine Staublawine nieder und nur durch schleunigste Flucht in den nächsten Tunnel retteten sich die Arbeiter von einem Schneebegräbnis.
Unerwartete Schwierigkeiten
Im August 1903 war der Bau des 37,5 m langen Tunnels 5 besonders schwierig, weil dieser sich den Windungen der Wand anschmiegen und hart an der Außenseite halten musste, um die Lichtdurchbrüche erstellen zu können. Das Gestein war nass und morsch, die Bohrer klemmten im mörtelartigen Schlamm und die Zeit drängte, da der Weg zu den weiter rückwärts gelegenen Tunnels, an denen gleichzeitig gearbeitet wurde, nur auf dem Lawinenschnee genommen werden konnte. Dieser brach täglich mehr zusammen. Beinahe hätte die trügerische Eisbrücke beim Zusammenbruch einem Arbeiter das Leben gekostet. Die quer über dem Bach gelegte Feldschmiede wurde Opfer eines Gewitterregens. Mühsam fischte man das Wertvollste wieder aus der Tiefe. Im hinteren Teil der Klamm gab es einen unerwarteten 15 m langen Felsabbruch, durch den der Vorarbeiter beinahe erschlagen worden wäre. Felsbrocken bis zu 40 Kubikmeter stürzten in die Schlucht. Statt des geplanten Halbprofils musste man wieder einen 12,5 m langen Stollen treiben. Ein großer Teil vom Baumaterial wurde vom Stangensteig über die „Eiserne Brücke“ abgeseilt. Noch ehe starker Frost und hohe Schneelage die Arbeiten beendete, konnte am 7. November der letzte Tunnel 12 durchschlagen werden. Dieses Ereignis wurde durch eine kleine Feier zu Ehren der pflichtgetreuen Arbeiter aus Grainau mit einem Essen bei Freibier und Zigarren gewürdigt. Herr Benefiziat Lanzl, als Vorstand der Verschönerungs-Vereins Grainau, sprach in lobenden Worten der Alpenvereinssektion Garmisch-Partenkirchen den Dank der Grainauer Gemeinde für die Zuwendung lohnender Arbeit an eine große Zahl ihrer Ortsangehörigen aus. Im Jahre 1903 waren bis zu 25 Arbeiter beschäftig.
Der Winter 1903/1904 brachte erste Erfahrungen: Eine Brücke musste wegen der Lawinen verlegt werden. Bereits am 1. Juli 1904 konnte der erste Teil bis zur heutigen Wendeltreppe eröffnet werden. Zwei Wochen lang arbeitete Zoeppritz selbst als Sprengmeister, weil der Vorarbeiter die nervenzermürbende Arbeit nicht mehr ertrug und mit einem handfesten „Klammkoller“ das Weite gesucht hatte. Finanzielle Schwierigkeiten überbrückte Zoeppritz aus eigener Tasche.
Eine zweite Emission von 20.000 Mark an Anteilscheinen zu 3 % wurde ausgegeben. Die hochherzige Gemeindeverwaltung aus Garmisch zeigte sich mit einer Spende von 1.000 Mark und später nochmals von 500 Mark für diese Erschließung erkenntlich.
Erste Besucher
Bereits im ersten Halbjahr 1904 besuchten 10800 Personen die Klamm. Es konnten somit ein kleiner Teil der großen Ausgaben gedeckt werden. Im Jahr 1905 füllten außergewöhnliche Schneemassen die Klamm. Mit den Arbeiten konnte erst Ende Mai begonnen werden. Der Zugang zur Eingangshütte wurde noch ausgesprengt, Geländer und Wegverbesserungsarbeiten vorgenommen. So konnten nach vier Baujahren, von 1902 – 1905, mit rund 600 Arbeitstagen, die Arbeiten beendet werden. Dabei wurden 2500 kg Sprengstoff gezündet, 14000 kg Eisenteile, 2000 m Wasserrohr, 750 m Drahtseil, 140 Zentner Zement eingebaut und 70 kg Kohlen zum Schmieden verwendet. Die Gesamtkosten beliefen sich auf ca. 65.000 Mark.
Die gewaltige Ingenieur- und Aufsichtarbeit hatte der Vorsitzende Zoeppritz als sein Geschenk gegeben. Er stiftete außerdem ein Kruzifix aus Bronze als Dank dafür, dass das äußerst gefährliche Unternehmen ohne einen größeren Unfall abgelaufen war. Es wurde hinter der Wendeltreppe am gewaltigen Klemmblock über dem Klammweg angebracht, wo es auch heute noch dank seiner exponierten Lage alle Wirrnisse vergangener Zeit überdauerte.
Die Eröffnung
Am 15. August 1905 fand die feierliche Eröffnung statt. Was kühner Wagemut und rastlose, hingebende, opferwillige Arbeit fertig bringen konnten, hatte eine junge, kleine Hochgebirgs-Sektion unter ihrem 1. Vorsitzenden Ingenieur Adolf Zoeppritz bewiesen. Von 1906 – 1912 wurden zusätzliche Stollen gebrochen, die sich wegen der fast alljährlich wiederholenden Lawinenabgänge als nötig erwiesen. Weitere Wegverbesserungen, Wendeltreppe, Hütten- und Kavernenbau entstanden ebenfalls in diesen Jahren. Im Jahre 1914 setzte eine vielversprechende Saison ein, die jedoch im August durch den Kriegsbeginn schnell endete, da täglich nur ca. 9 Besucher gezählt wurden. Die Klamm musste später wegen Einberufung der Klammwarte geschlossen werden.
Die Klamm von 1912 bis heute
Im Jahre 1915 ist vermerkt: „Äußerst störend gerade während der Hauptbesuchsmonate ist der Bau der Seilbahn von den Knappenhäusern der Gewerkschaft Werdenfels.“ Seilbrüche, Abstürze von beladenen Erzwagen kamen wiederholt vor. Auch Sprengungen an der oberen Station bedrohten immer wieder die Besucher. Im Kriegsjahr 1917 leuchtete über der Höllentalklamm kein günstiger Stern. Infolge der späten und starken Schneefälle im Frühjahr führten die Lawinen in diesem Jahr besonders große Schneemassen herunter. Die sonst unbedeutende Lawine südöstlich vom Klammeingang brach am 1. Mai am Grat des Schwarzenkopfes ab und fuhr mit solcher Wucht zu Tal, dass der begleitende Luftdruck und die abstürzenden Eisbrocken die Eingangshütte trafen. Der massive Teil wurde aus den Verankerungen gerissen, Geländer, Anbauten und Dach samt dem Kücheninventar, Matratzen und Betten fast vollständig zerstört. Der vordere Hüttenteil musste ganz abgebrochen und wieder aufgebaut werden. In der Klamm selbst versperrten bis Mitte Juli Lawinen den Durchgang, welcher von den Bergwerksarbeitern notdürftig passierbar gemacht wurde. Ende August riss ein Wandabbruch den Eisensteg vor der Eingangshütte weg. Da die Wand vorher keinerlei Zeichen der Spaltung und Lockerung aufwies und in den Trümmern eine Zündschnur gefunden wurde, war die Ursache schnell geklärt. Hütteneinbruche und Verwüstungen waren in dieser Zeit an der Tagesordnung. 1929 wurde die seit der Nachkriegszeit aufgelassene und einsturzdrohende Materialbahn von den Knappenhäusern, die eine bedenkliche Gefahr darstellte, auf Drängen und Kosten der Sektion abgebaut. 1925 wurde wieder ein brauchbarer Telefonanschluss errichtet. Die schon lange geplante elektrische Beleuchtung ging im August 1930 in Betrieb und besteht bis heute. Das Treibwasser wird in einem aufgelassenen Bergwerksstollen in der Waxensteinwand gespeichert und in der Wassermenge von 3,7 l/sec einer Turbine (Peltonrad) zugeführt. Daran angeschlossen ist ein Gleichstromgenerator mit einer Leistung von 3,3 KW/220 V, womit die 50 Glühbirnen in den einzelnen Tunnels und die Hütte versorgt werden. Bis 1930 versahen Karbidlampen die Beleuchtung, das alltägliche mühselige Nachfüllen wurde dadurch dem Klammwart erspart. Auch der 2. Weltkrieg ging an der Klamm nicht spurlos vorüber. Fast alle Rohre, Drahtseile, Kabel und Winkeleisen wurden gestohlen. Die Hütte war total demoliert. Was nicht mitgenommen werden konnte, landete in der Klamm. Beträchtliche Geldmittel nach der Währungsreform waren nötig, um die Klamm im Jahre 1949 und 1950 wieder in einen begehbaren Zustand zu versetzen. Wegen der Quellfassungen für die Wasserversorgung von Garmisch-Partenkirchen musste 1955 eine Abwasserleitung mit Kläranlage zum Teil in den Fels verlegt werden. 56.000 DM zahlte die Sektion für diese Maßnahme. Zur besseren Versorgung der Hütte wurde eine kleine Materialseilbahn gebaut. Die Toiletten mussten in Felskavernen verlegt werden.
Das Naturschauspiel Höllentalklamm wurde dem Besucher zugänglich durch die Initiative und Opferbereitschaft von Männern aus den Reihen der Alpenvereins-Sektion Garmisch-Partenkirchen. Bis heute verschlingt der Unterhalt die Summe der gesamten Einnahmen. Dies mögen die Bergsteiger und Wanderer bedenken, wenn sie für den Durchgang ihren notwendigen Obulus entrichten müssen.
Hupfleitenjoch-Weg
Die Arbeiten in der Klamm waren noch nicht beendet, da begann Zoeppritz mit dem Bau des Kreuzeckhauses und schon am 1. Jahrestag der Klammeröffnung 1906 wurde unser erstes Sektionshaus eingeweiht.
1909 wurde in Zusammenarbeit mit der Sektion München der Hupfleitenjochweg ins Höllental über die Knappenhäuser fertig gestellt. Er zählt zu den schönsten Höhenwegen im Alpenraum.
Die Partnachklamm
1910-1912 wurde die Weganlage durch die Partnachklamm mit dem Wissen und der Erfahrung aus der Höllentalklamm, ebenfalls durch Ing. A. Zoeppritz von der Sektion Garmisch-Partenkirchen gebaut.
25.000,-- Goldmark aus Vereinsmitteln und bereits aus Geldern von der Höllentalklamm waren für deren Ausbau nötig. 1930 hat die Sektion Garmisch-Partenkirchen zu Gunsten der damals finanziell stark belasteten Gemeinde Partenkirchen auf ihre Rechte an der Weganlage gegen eine Anerkennungsgebühr von 10.000,-- Mark, zahlbar in 10 Jahren und Eintrittsgebührenfreiheit für AV-Mitglieder darauf verzichtet.
Das Erzbergwerk unter den Knappenhäusern
Die kleine Ortschaft Hammersbach am unteren Ende des Höllentales war Jahrhunderte lang der Ausgangspunkt des Bergbaus in dieser Gegend. Schon im 15. Jahrhundert wurden auf der Hammersbacher Alpe die ersten Eisenschürfungen vorgenommen. Unternehmer waren die „Hammerspacher“, ein geadeltes Bürgergeschlecht aus Hall in Tirol. Nach ihrem Aussterben um 1512 übernahm das Hochstift Freising den Abbau. Fast 300 Jahre lang vergaben die Freisinger Bischöfe immer wieder die Bergrechte an neue Interessenten. Das hochalpine Erzgebiet, der schwierige Abtransport und die jedes Mal schnell versiegenden Erzspuren (neben Eisen zeitweise auch Schwefelkies) ließen keinen geregelten Bergwerksbetrieb aufkommen. So gab 1744 das Kloster Ettal wieder auf, das zusammen mit dem Freisinger Bischof ab 1727 vergeblich versucht hatte, den Bergbau neu zu beleben.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfolgten die ersten Abbauversuche im Höllental, nachdem dort Bleierz und Galmei (Zinkspat) entdeckt wurden. Der pensionierte Rechnungs-Kommissär Johann Biebel ließ sich daraufhin ein Grubenfeld zuweisen und begann mit dem Erzabbau. Erst ab 1841 steigerte sich nach finanziellem Zuschuss des bayrischen Staates die Produktion wesentlich. Es entstanden die Knappenhäuser, eine einfache Holzbrücke über die Klamm und der Stangensteig, auf dem mit Schlitten den Sommer über das Erz talwärts transportiert wurde. Nach dem Tode Biebels 1861 verfielen die Bergwerksanlagen, da sich kein Nachfolger fand.
Eine Besonderheit war während dieser Abbauzeit in dem sog. Gelbbleierz gefunden worden, nämlich die Beimengung von Molybdän. Zu dieser Zeit noch bedeutungslos, stieg der Wert dieses Metalls im 20. Jahrhundert gewaltig, als seine Stahlhärtungseigenschaften entdeckt wurden.
Da fand sich auch ein neuer Betreiber, die Bergwerksgewerkschaft Werdenfels, die ab 1909 nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Bleiabbau begann. Das Problem der Erzförderung ins Tal löste sie durch eine Drahtseilbahn von den Knappenhäusern hinunter bis zur Ortschaft Hammersbach. Ab 1917 versorgte ein eigenes Elektrizitätswerk die Kompressoren für die Presslufthämmer in der Grube. Die Kaverne, in der Generator und Turbine standen, ist heute noch gut sichtbar im hinteren Teil der Klamm zu sehen. Am südlichen Klammausgang stehen die Reste des Wehrs und des Staubassins, von wo aus das Wasser über einen etwa 200 m langen Kanal bis zum sog. Wasserschloss über dem Kraftwerk geleitet wurde (heute noch sichtbar). Von hier schoss das Wasser über ein senkrechtes Druckrohr hinab zur Turbine (das Nutzgefälle von 30 m brachte bei einer durchschnittlichen Wassermenge von 300 l/sec eine Leistung von etwa 100 PS).
1916 erzwang das Kriegsministerium in Berlin die militärische Leitung des Betriebes, als Molybdän in Deutschland immer wichtiger und wertvoller für die Kriegsindustrie wurde. Zudem war das Bergwerk Höllental die einzige Fundstelle im Reichsgebiet. Mit ungeheurem Aufwand (etwa 1 Million Goldmark wurden investiert), ließ die militärische Verwaltung die Grube nach Erzen durchsuchen. Teilweise waren über 600 Leute untertage und bei den Außenarbeiten beschäftigt (Dezember 1916). Der Aufwand lohnte sich jedoch nicht, da bereits vor Kriegsende die Erzlagerstätte erschöpft war. Die zu Tale geforderte Gesteinsmenge betrug zwischen 1915 und 1918 rund 28000 t mit einem Bleigehalt von 200 t. Dieses Bleierz enthielt wiederum insgesamt 17 t Molybdän.
Ein Erzabbau nach dem Kriege fand nicht mehr statt. Die Gewerkschaft Werdenfels beschränkte sich darauf, die riesigen Gesteinshalden unten bei Hammersbach zu verarbeiten. Die Reste der alten Anlagen aus der Abbauzeit von 1909 bis 1918, besonders in und hinter der Klamm, sind die stummen Zeugen aus dieser Zeit. Sie warten nicht immer auf ihre wenigstens gröbste Beseitigung. Wahrscheinlich wiederum auf Kosten der Alpenvereins-Sektion Garmisch-Partenkirchen.
Beitrag über Erzbergwerk: P. SCHWARZ
Bearbeitung 1. Auflage 1984:
Hans Hofmann, Klamm-Referent
und Helmut Pfanzelt